Häusliche Gewalt

Weltweit erleben Frauen Gewalt überwiegend im vermeintlichen Schutzraum der eigenen vier Wände. Häufig ist häusliche Gewalt ein Komplex aus sexualisierten, körperlichen und psychischen Gewalthandlungen, die ineinander greifen. Jede vierte in Deutschland lebende Frau hat häusliche Gewalt erfahren.

Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, mit verschiedenen Einkommensverhältnissen, Bildungsniveaus und kulturellen Hintergründen können Opfer von häuslicher Gewalt werden. Diese Gewalt betrifft nicht nur die betroffenen Frauen selbst, sondern auch ihre Kinder, die Zeugen von Gewalt in der Familie sind. Täter setzen verschiedene gewalttätige Handlungen – sei es bewusst oder unbewusst – ein, um Kontrolle und Macht über die Opfer auszuüben. Zu diesen Gewalthandlungen gehören Drohungen, Erniedrigungen, Isolation, körperliche Misshandlungen wie Schläge und Tritte sowie erzwungene sexuelle Handlungen. Häufig tritt die Gewalt auf mehreren Ebenen gleichzeitig auf, was die Situation für die Frauen zu einer langanhaltenden, demütigenden und bedrohlichen Erfahrung macht.

Untersuchungen zeigen, dass häusliche Gewalt oft ein wiederkehrendes Phänomen ist und über Jahre hinweg fortbestehen kann. Im Laufe der Zeit kann die Häufigkeit und Intensität der Gewalttaten sogar noch zunehmen.

Laut diesen Studien ist die Gewalt – sowohl sexualisierte als auch körperliche – insbesondere dann besonders gravierend, wenn sie vom (Ex-)Partner ausgeübt wird, im Vergleich zu Taten durch andere Täter.

Viele betroffene Frauen empfinden Scham und werten sich selbst ab. Sie leben in ständiger Angst, etwa vor den unkontrollierbaren Wutausbrüchen des Partners oder vor Gefahren für ihre Kinder.

Etwa die Hälfte der Frauen, die seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren haben, wurden von ihrem aktuellen oder ehemaligen Partner misshandelt.

Im Jahr 2022 wurden der Polizei in Deutschland mehr als 157.000 Fälle von Gewalt durch Partner oder Ex-Partner gemeldet. In diesem Jahr wurden auch 133 Frauen von ihren (Ex-)Partnern getötet. Die Dunkelziffer ist jedoch weitaus höher, da viele Frauen aus unterschiedlichen Gründen keine Anzeige erstatten.

Es gibt verschiedene Faktoren, die Frauen davon abhalten, gewalttätige Beziehungen zu beenden. Oft besteht ein ambivalentes Verhältnis zum Täter, dessen Verhalten zwischen scheinbar liebevollen Phasen und Gewalt schwankt. Nach Gewalthandlungen zeigen viele Täter Reue und versprechen, dass es nie wieder vorkommen wird. Dies kann dazu führen, dass Frauen ihre eigene Einschätzung der Situation und der Gefahr kurzfristig zurückstellen und ihre Ängste und Wut verdrängen. Auch die Angst vor der Reaktion auf einen Trennungsversuch, vor gesellschaftlicher Stigmatisierung oder vor dem Verlust der Kinder kann eine Rolle spielen. Besonders die Phase der Trennung ist für Frauen sehr gefährlich, da viele Misshandlungen und Morde in dieser Zeit stattfinden. Die Entscheidung, bei einem gewalttätigen Partner zu bleiben, kann daher oft eine durchdachte und rationale Entscheidung sein, selbst wenn diese aus der Perspektive von Außenstehenden nicht immer verständlich erscheint.

Darüber hinaus trägt die geschlechtsspezifische Sozialisation dazu bei, dass gewalttätige Beziehungen oft aufrechterhalten werden. Wenn Mädchen und Frauen beigebracht wird, dass ihr Wert von ihrer Beziehung zu Männern abhängt oder dass sie in Partnerschaften nachgiebig und passiv sein sollten, beeinflusst dies das Verhalten in Beziehungen erheblich.

Ein weiterer Faktor, der zur Stabilisierung gewalttätiger Beziehungen beiträgt, ist die gesellschaftliche Tendenz, solche Gewalthandlungen zu verharmlosen. Darüber hinaus können auch rechtliche Hürden wie aufenthaltsrechtliche Bestimmungen oder ökonomische Abhängigkeit die Gewaltbeziehung verstärken.

Häusliche Gewalt umfasst eine Vielzahl von komplexen und unterschiedlich wahrgenommenen Verhaltensweisen, die in ihrer Dynamik stark variieren können. Die Gründe, warum betroffene Frauen keine Trennung in Erwägung ziehen, sind ebenso vielfältig und beruhen keinesfalls nur auf psychologischen Aspekten wie Hilflosigkeit, Abhängigkeit oder Ambivalenz.

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